Das Erzgebirge ist bekannt für wunderschöne Natur und den Fichtelberg. Doch jetzt zur Vorweihnachtszeit denkt man vor allem auch an Schwibbögen, Räuchermännchen und … ja, Holzspielzeug. Eines der Traditionsunternehmen aus dem deutschen Erzgebirge ist die Rülke GmbH, die sich schon seit 1887 der Arbeit mit Holz verschrieben hat und nun in fünfter Generation als Familienbetrieb weiterlebt. Wir haben uns in unserer kleinen Reihe „Ça va – RAJA fragt nach“ erkundigt, wie die Rülke GmbH durch diesen Sommer kam und wie Schibbögen, Räuchermännchen und Holzspielzeug zum Kunden kommt.
Tradition und Handwerkskunst
Holzspielzeug aus dem Erzgebirge ist wie … Käse aus Holland. Doch worin begründet sich diese Tradition? Seinen Anfang nahm die Spielwarenproduktion dort bereits rund 1750. Mit dem Erzbergbau, der die Haupteinnahmequelle für die Bevölkerung darstellte, war kaum mehr etwas zu verdienen. Der Rohstoff, der neben dem Erz in Massen zur Verfügung stand: Holz. Und so begannen ganze Familien damit, sich diesen Rohstoff zunutze zumachen.
1887 schließlich gründete auch Carl Herrman Rülke das Familienunternehmen, dass nun in mittlerweile der fünften Generation mit großem Erfolg geführt wird: Die Rülke GmbH.
Holzpielzeug und Holztechnik
Ganz klassisch lagen die Anfänge des Unternehmens in der Herstellung von Holzspielzeug. Mit den 90er Jahren sah man sich dann aber gerade im Spielwarenbereich der stark steigenden Konkurrenz aus Fernost gegenüber. Ein neuer Markt war mit der Möbelherstellung schnell gefunden: Inzwischen macht das Zuliefern von Teilmöbelstücken wie zum Beispiel Armlehnen aus Holz für diverse Möbelstücke sogar über 90% des Umsatzes aus.
Corona – und dann?
Diese „Zweigleisigkeit“ sowie ein gutes Krisenmanagement hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Rülke GmbH recht leicht von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen war. Auch in „normalen Geschäftsjahren“ lässt in den Frühsommer-Monaten die Nachfrage nach Holzspielzeug nach – und es werden dann nicht zeitkritische, längerfristige Aufträge im Möbelbereich abgearbeitet. Diese Aufträge (unter anderem stattet die Rülke GmbH die Deutsche Bahn mit Holzarmlehnen aus) unterliegen daher keinen kurzfristigen Schwankungen und sorgten dafür, dass auch 2020 durchgehend gearbeitet werden konnte.
Aber auch das Holzspielzeug hat „seine Zeit“: Um rechtzeitig vor Weihnachten die jährlich steigende Nachfrage bedienen zu können, wird hier natürlich ebenfalls vorproduziert. Vom Puppenhaus über Spielmöbel, Puppenhauszubehör sowie Lernspielwaren „Made in Sachsen“ liegen im Lager bereit und gehen von dort innerhalb weniger Tage an Spielwarenfachhändler in ganz Deutschland.
Rülke setzt auf die Kombination von Holz und Kunststoff
Auch bei den Materialien geht die Rülke GmbH mit der Zeit. Neben den unschlagbaren Vorteilen, die der Werkstoff Holz mit sich bringt, war auch klar: Bestimmte Produkteigenschaften bzw. Funktionen lassen sich nur mit Kunststoff erreichen. So setzt man inzwischen auf die Kombination beider Materialien und macht sich die jeweils ureigenen Vorteile zunutze. Der dafür benötigte Kunststoff wurde zunächst zugekauft, seit zirka 3 Jahren aber stammt auch der Kunststoff aus eigener Fertigung.
Nachhaltigkeit und Zuverlässigkeit
Die beiden Rohstoffe Holz sowie Kunststoff kommen also quasi von „vor der Haustüre“. Lange Lieferwege entfallen. Mehr und mehr gefragt, wie auch Herr Rülke spürt. Das ist nicht nur eine Frage der schnelleren Reaktionsfähigkeit und Flexibilität, sondern auch der Nachhaltigkeit. So ist es nur selbstverständlich, dass die Rülke GmbH auch beim Verpackungs- und Versandmaterial auf Partner vertraut, die diese Werte teilen.
Mehr Zeit für Spiel
Und noch eine Entwicklung mag der Rülke GmbH geschäftlich nutzen: Deutlich mehr Zeit zu Hause und eine Verlagerung der Freizeit und des Spiels in die eigenen vier Wände führt zu einer gestiegenen Nachfrage nach den „klassischen“ Spielen: Brettspiele, aber auch Rollenspiele wie eben das Spiel mit dem (Holz-) Puppenhaus werden wieder populär. Vielleicht weil nun auch Papa und Mama mehr mitspielen und den Wert von pädagogischem, eventuell auch nostalgischem Spielzeug wiederentdecken?
Die Rülke GmbH im Interview
Mehr Einblicke ins Unternehmen gibt uns Herr Rülke im Rahmen unserer Interview-Reihe „Ca va? RAJA fragt nach…“.