Wer Ladung transportiert, muss diese sichern. Das schreibt sowohl der gesunde Menschenverstand vor als auch der Gesetzgeber. Niemand möchte, dass die Ware während des Transports Schaden nimmt – und niemand, dass sie Schaden verursacht. Genau das passiert aber auf deutschen Straßen. Täglich. Mehrfach. Diese Aspekte müssen Sie beim Sichern Ihrer Ladung beachten und diese Methoden zur Ladungssicherung gibt es:
Falsch. Setzt sich das Fahrzeug in Bewegung, ändert es seine Geschwindigkeit oder Fahrtrichtung oder muss es Unebenheiten überwinden, entstehen dynamische Kräfte. Wie sich die Ladung bei solchen Krafteinwirkungen verhält, ist abhängig von:
- der Intensität des Richtungswechsels bzw.
- der Intensität der Beschleunigung oder des Bremsvorgangs,
- den Materialien bzw. der Oberflächenbeschaffenheit der Ladung und
- der Auflagefläche sowie vom Schwerpunkt der Ladung.
Die einzige Möglichkeit alle Risiken zu vermeiden: Die fachgerechte Sicherung der Ladung. Und zwar so, dass sie im Zweifel eine Vollbremsung unbeschadet übersteht. Wir nennen Ihnen 10 Praxistipps zur Ladungssicherung in Lkw und Transporter.
Punkt 1: Geeignetes Fahrzeug als Voraussetzung für Ladungssicherung
Der Lkw bzw. das Fahrzeug muss die Ladung und die zu erwartenden Kräfte (Straßenbeschaffenheit und die Möglichkeit einer Vollbremsung mit einberechnet) sicher aufnehmen können. Klingt banal. Trotzdem wird hier (sogar bei professionellen) Transporten oft unnötig viel riskiert.Achten Sie unbedingt auf eine besenreine Ladefläche. Verschmutzungen haben Einfluss auf die Reibung – siehe Punkt 2.
Ladungssicherung beim LKW – Wer prüft’s?
ASFiNAG und Autobahnpolizei überprüfen bei Kontrollen neben anderen Punkten (Führerschein, Fahrtenschreiber, …) insbesondere auch den ordnungsgemäßen Zustand des Fahrzeugs und die Einhaltung der Vorschriften. Die Beanstandungsquote bei diesen Kontrollen ist meist zu hoch, was neben finanziellen und strafrechtlichen Konsequenzen für Fahrer und Fahrzeughalter, immer auch Verzögerung und Kosten bedeutet und: Die Gefahr fährt immer mit!
Laut KFG (Kraftfahrgesetz) müssen Fahrzeuge in regelmäßigen Abständen zur sogenannten §57 a-Überprüfung. In welchen Abständen genau, ist abhängig vom Fahrzeugtyp. Gesetzliche Regelungen betreffend Ladungssicherung finden sich in der Straßenverkehrsordnung (StVO), dem Kraftfahrgesetz (KFG) sowie im Führerscheingesetz (FSG) und im ArbeitnehmerInnen-Schutzgesetz.
Eine gute Übersicht bietet das Merkblatt der AUVA: Ladungssicherung im Straßenverkehr
Vor Fahrtantritt sollte sich der Fahrer mit dem Lastenverteilungsplan des jeweiligen Fahrzeugs vertraut machen. Bei Nutzfahrzeugen wird dieser in der Regel vom Fahrzeughersteller mitgeliefert. Sie erhalten ihn aber auch auf Anfrage bei Berufsverbänden und Berufsgenossenschaften.
Im Web finden Sie zahlreiche Online-Tools und Apps zur Erstellung des Lastverteilungsplans.
Diese Angaben liegen einem Lastverteilungsplan zu Grunde:
- Achslasten maximal in Tonnen
- Achslasten minimal in %
- Radstände des Lkw in Metern
- Länge der Ladefläche in Metern
- Abstand zwischen Vorderachse und Stirnwand in Metern
- Abstand Vorderachse zu Hinterachse in Metern
- Abstand zwischen mittlerer Achse (falls vorhanden) und Hinterachse in Metern
Mit diesen Basisdaten wird dann eine grafische Zeichnung erstellt, aus der die ideale Verteilung der Ladung auf der jeweiligen Ladefläche ganz einfach ersichtlich wird.
von zulässigen Nutz- und Achslasten muss im Sinne der Lenksicherheit des Fahrzeugs sichergestellt sein, dass eine gewisse Vorderachslast eingehalten wird und 20% des Fahrzeuglehrgewichts nicht unterschreiten darf.
Punkt 2: Die Physik für bessere Ladungssicherung!
Beim Transport von Ladung wirken vor allem diese vier physikalische Faktoren, die Einfluss auf das Fahrverhalten und die Ladungssicherheit haben:- Beschleunigungs- / Verzögerungs- / Fliehkraft
- Reibung
- Gewichtskraft
- Ladungsschwerpunkt
Beschleunigungs-, Verzögerungs- und Fliehkräfte
Beim Anfahren und Beschleunigen rutscht die (nicht gesicherte) Ladung auf der Ladefläche nach hinten. Die Beschleunigungskräfte, die hierbei absolut wirken, sind abhängig vom Gewicht der Ladung. Faustregel: Je schwerer ein Gegenstand ist (Gewichtskraft), desto größere Kräfte wirken.
Reibung
Die Beschaffenheit der Oberflächen sowohl der Ladung als auch der Ladefläche hat entscheidenden Einfluss darauf, mit welcher Intensität und in welche Richtung sich die Ladung in Bewegung setzt. Eine Oberfläche mit hoher Reibung nimmt die Gewichtskraft auf und „leitet“ sie nach unten ab. Diesen Effekt haben zum Beispiel Anti-Rutschmatten. Auf diese Weise kann bis zu 60% der Gewichtskraft „umgeleitet“ werden. Verlassen sollten Sie sich auf die Reibung allein jedoch nicht: Witterungsumstände oder Verunreinigungen durch z.B. Öle oder Fette machen diesen Effekt nämlich zunichte.Ladungsschwerpunkt und Standfestigkeit
Eine Ladung hat dann sicheren Stand, wenn die Schwerpunkthöhe kleiner ist als die halbe Breite seiner Grundfläche. Ein niedriger Ladungsschwerpunkt verhindert (verringert) das Ausbrechen der Ladung zur Seite hin.Sicherungskraft bzw. Vorspannkraft
Den Kräften, die erwartbarerweise beim Transport entstehen (also Gewichtskraft minus Reibungskraft), muss mindestens dieselbe Kraft entgegengebracht werden, um die Ladung an Ort und Stelle zu halten. Diese Kraft, die zur Sicherung (zur Fixierung) aufgebracht werden muss, nennt man beim formschlüssigen Laden (Direktzurren) Sicherungskraft, beim kraftschlüssigen Laden (Niederzurren) nennt man sie Vorspannkraft.Punkt 4: Die Methode zur Ladungssicherung
Generell wird zwischen zwei Methoden zur Ladungssicherung unterschieden: Das Direktzurren (auch formschlüssige Ladungssicherung genannt) und das Niederzurren (auch kraftschlüssige Ladungssicherung genannt). Für beides benötigen Sie einen bzw. mehrere Spanngurte.Worin liegt der Unterschied?
Formschlüssige Ladung
Formschlüssig laden bedeutet, bündig bzw. lückenlos zu laden. Gibt es keinen Leerraum, kann sich die Ladung nicht in Bewegung setzen. Die Ladung wird miteinander und mit dem Transportmittel verblockt. Dazu wird die Ladung an der Stirnwand der Ladefläche festgesetzt und mithilfe von fixiert. Zusätzlich werden hier auch Paletten oder Stausäcke als „Füllmaterial“ verwendet.Das geschieht, wie beschrieben, bspw. durch das lückenlose Auffüllen des Laderaums, siehe Abbildung:
Zur formschlüssigen Ladung gehört aber auch, wenn das Ladegut auf der Ladefläche mithilfe von Zurrmitteln, also Spanngurten oder Netzen an Ort und Stelle fixiert wird.
Gängige Methoden für diese Art der Ladungssicherung beim formschlüssigen Laden sind:
- Diagonalzurren
- Schrägzurren
Diagonalzurren mithilfe von (mindestens) vier Spanngurten mit Ratsche, ergänzt mit Anti-Rutschmatten und Kantenschutz. Jeweils ein Zurrmittel sichert eine Ecke des Ladegutes. Die Zurrmittel werden diagonal zur Außenkante der Ladenfläche hoch zur Ladung gespannt.
Erhöhen Sie die Stabilität bei der formschlüssigen Ladungssicherung neben Zurrgurten mit weiteren Hilfsmitteln wie:
- Rutschhemmende Unterlagen (Antirutschmatten)
- Antirutschhölzer
- Keile
- Ladebalken oder Sperrbalken
- Staupolster
Achtung beim Formschluss:
Die Methode der formschlüssigen Ladungssicherung wird in der Logistik gerne verwendet, ist aber nicht für jedes Fahrzeug geeignet. Der Gesetzgeber stellt bestimmte Voraussetzungen an den Fahrzeugaufbau. Die sogenannte Aufbaufestigkeit für Nutzfahrzeuge und Anhänger gemäß DIN EN 12642 setzt eine Mindestbelastbarkeit der Stirnwand, der Rückwand und der Seitenwände vor.Soll der Formschluss mithilfe von Zurrgurten hergestellt werden, müssen am zu sichernden Ladegut entsprechende Anschlagpunkte (Zurrpunkte) vorhanden sein.
Kraftschlüssige Ladungssicherung
Kraftschlüssig laden bedeutet im Gegensatz zum formschlüssigen Laden, dass die Ladeeinheiten auf die Ladefläche gepresst und gesichert werden. Dafür werden die Zurrgurte über das Ladegut geführt und gespannt. Die einzelnen Packstücke werden also regelrecht niedergezurrt, die Kraft so auf die Ladefläche umgeleitet Bewegung und ein Rutschen oder Ausbrechen verhindert. Dabei ist die Ladung im Gegensatz zur formschlüssigen Variante freistehend.Punkt 5: Der geeignete Spanngurt
Eine schier unermessliche Auswahl an Spann- oder auch Zurrgurten – wie finde ich den richtigen? Anhand des Zurgurtetiketts, das zwingend an jedem Gurt angebracht sein muss (Norm EN 12195), lassen sich die relevanten Kriterien ablesen.Ladungssicherung mithilfe von Zurrmitteln
Neben dem Namen des Herstellers, dem GS-Zeichen und der entsprechende Prüfnummer, dem Herstellungsjahr, der angewandten DIN-Norm und einer eindeutigen Code-Nummer zur Rückverfolgbarkeit und Zuordnung des Spanngurtes, sind diese Angaben relevant:- Werkstoff des Spanngurtes, erkennbar an der Farbe des Etiketts (Polyester – blau, Polamid – grün, Polypropylen – braun)
- Nutzlänge des Zurrmittels
- Standard Hand Force (normale Handkraft, SHF), Angabe in daN
- Standard Tension Force (Vorspannkraft, STF), Angabe in daN
- Lashing Capacity (zulässige Zurrkraft, LC), Angabe in daN
- Dehnung unter zulässiger (maximaler) Zurrkraft in Prozent
Hier finden Sie weitere Informationen zu den verschiedenen Angaben von Spanngurten sowie den Angaben auf dem Etikett eines Spanngurtes: Ladungssicherung mit Spanngurt
Mehr zur „Haltbarkeit“ eines Zurrgurtes, zur Qualitätsprüfung und zur sogenannten Ablegereife von Spann- und Zurrgurten: Ladungssicherung mit Spanngurt.