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Geschichte ordentlich verpacken

5 min lesen 15 November 2011
Karfunkel hat sich gemausert. Aus dem kleinen Heft, das alle drei Monate mit den Terminen von Mittelalterfesten, Burg- und Schlossfestspielen und Ritterturnieren begann, ist inzwischen ein ansehnlicher Verlag geworden. 16 Angestellte arbeiten an einer ganzen Zeitschriften-Palette und auch das Buchsortiment wurde ausgebaut. 30 Jahre sind in einer schnelllebigen Medienzeit insbesondere für einen kleinen Verlag eine lange Zeit.

30 Jahre Zeitschrift für erlebbare Geschichte – Karfunkel ist Marktführer für Living History-Medien

Der Begriff der Nullnummer bedeutet heute landläufig etwas anderes, als Zeitungsmacher darunter verstehen. Gemeint sind Ausgaben eines Heftes, Magazins oder einer Zeitschrift, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, sondern den Probelauf markieren. Liegt man in der Zeit? Sieht alles so aus, wie es im Druck hinter her auch aussehen soll? Diese “Nullnummern”  gab es für Karfunkel so nicht. Sabine und Michael Wolf produzierten zunächst zum Stadtjubiläum von Hirschhorn am Neckar einige Beilagehefte für den Stadtanzeiger mit Tricks und Tipps und Schnittmustern historischer Kostüme zur Vorbereitung der Bürger auf die 1200-Jahr-Feier. Da Anfang der Neunziger Jahre die Anzahl der Städte, die zu ihren Jubiläen einen “Historischen Markt” veranstalten wollten rasant zunahm und die Veranstalter Wolf aus Hirschhorn nicht alle Nachfragen befriedigen konnten, lag es nahe, ein Forum zu schaffen, in dem sich Nachfrager und Anbieter finden konnten. Im April 1993, zum Beginn der Burgfest-Saison, kam Heft Nr. 1 auf den Markt. Alle drei Monate sollte und wurde nun eine Ausgabe fertig. Historische Fachtexte wurden recherchiert, Termine von Veranstaltungen eruiert, Anzeigen mussten gestaltet werden und Partner wurden gesucht: Für Schnittmuster, für den Vertrieb, für fachliche Hintergründe. Die Kalligraphin und der Journalist, Wolf & Wolf, suchten nach neuen Mitstreitern und die Redaktion wurde größer, drohte aus den Nähten zu platzen. Die Auflage des Heftes wuchs von Ausgabe zu Ausgabe, mit jedem Heft gewann man rund einhundert neue Abonnenten. Ab Heft Nr. 12 wagte man den Sprung in den Zeitschriftenhandel. Nach vier Jahren wurde aus dem Quartalsheft ein zweimonatlich erscheinendes Magazin. Man stellte schon bald von s/w auf durchgehend vierfarbig um und musste wiederum neue, größere Räume finden.

Die ehemalige Metzgerei in der Hirschhorner Hauptstrasse wurde zu klein. Der Verlag zog samt Redaktion und Versand nach Wald-Michelbach um. Während der Nachwuchs des Paares, die Zwillinge Ayla und Lida in Schönmattenwag eingeschult wurde, mussten auch Verlag und Versand vergrößert werden. Zusätzliche Mitarbeiter wurden eingestellt und die ersten Azubinen ausgebildet. Die Redakteure saßen inzwischen im ganzen Land verteilt und zeitweise hatte die inzwischen auf 30.000 Auflage vergrößerte Zeitschrift sogar Korrespondenten in Spanien, Portugal und Groß-Britannien. Neben der Zeitschrift wurden schon bald Bücher ediert: Kleidung und Rüstung der verschiedenen Epochen und Anleitungen zum Bau mittelalterlicher Häuser sowie Bücher zur Waffenkunde. Der Verkauf auf den Veranstaltungen, auf Schlössern, Burgen und Mittelalterfesten wurde langsam abgegeben an reisende “Mittelalterhändler”. Die Wölfe konzentrierten sich nun auf den Aufbau weiter reichender Strukturen, bauten die Teilnahmen an den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig aus, organisierten einen Bundesverband und etablierten den Versand und eine Internetplattform. Konkurrenz bekamen die Macher auch, mehrfach sogar. Allerdings blieben alle Versuche deutlich hinter den Anstrengungen der Wahl-Odenwälder zurück. Karfunkel ist inzwischen auch in Österreich, der Schweiz, den Benelux-Ländern und Norditalien fest etabliert. Nur Partner für Frankreich fand man bisher nicht.

Die Branche für “erlebbare Geschichte” wuchs und so wuchs auch das Interesse an weiteren Magazinen. Neben dem Muttertitel Karfunkel kamen nun weitere Titel an die Zeitschriften-Kioske – ohne Nullnummern, wenngleich zugegebenermaßen mit wechselnden Erfolgsgrößen: Codex Karfunkel beschäftigt sich mit Sippen, Gruppen, Völkern und Schlagworten wie die “Wikinger”, die “Kelten”, die “Römer” oder die “Staufer”. Karfunkel Combat ist für alle, die sich  für die Militärgeschichte des Mittelalters interessieren. Hinzu kommen Kraut & Hexe, Karfunkel Musica, Küche im Mittelalter, Piraten und das Karfunkel-Special zu Themen wie das alte “Ägypten”, das alte „Griechenland“. So kommt es, dass inzwischen 11 mal im Jahr ein Karfunkel-Produkt neu in die Bahnhofsbuchhandlungen und die Zeitschriftenregale kommt.

Versand musste professionalisiert werden

Der Versand musste professionalisiert werden. Alt- und Gebrauchtkartonagen hatten ausgedient. Aber für so ein kleines Familien und Idealismus-Unternehmen waren die klassischen Kartonagehersteller auch zu teuer und zu unflexibel. Seit 2004 wird die Geschichte nicht mehr nur lebendig, sondern jetzt auch professionell versendet in Verpackungen von RAJA. Bei über 650 Kartonvarianten und Beuteln finden die Azubis und Azubinen  unter der Leitung von Monika Podzierski immer das geeignete Material. Schließlich sollen die 50.963 Kunden aus B2B (Buch-& Zeitschriftenhändler, Schloss- & Burgrestaurants, Museumsshops und Historienfestbeschicker) und B2C (Endverbraucher und Leser in der ganzen Welt) ihre anfassbare und erlebbare Geschichte ohne Flecken und Macken, sondern mit Ecken und Kanten und druckfrisch erhalten.

Die Redaktion und der Verlag wurden einmal mehr aufgestockt und mussten sich teilen. Während die Verwaltung des Verlages weiterhin in Wald-Michelbach im Ortsteil Schönmattenwag seit mehr als 10 Jahren zu Hause ist und bleibt, ist die Produktion in das 2005 gegründeten Kompetenzzentrum für Geschichte, den Living-History-Museumspark Adventon nach Osterburken bei Mosbach/ Baden gezogen. Sechzehn Festangestellte und noch einmal so viele so genannte “feste freie” Mitarbeiter lassen Geschichte lebendig werden und produzieren die Medien dafür. Rund 50.000 Hefte ist die Auflage des Muttertitels groß, mehr als 9.000 Abonnenten beziehen es europaweit. Die Sonderausgaben haben je nach Themenschwerpunkt zwischen 10.000 und 40.000 Auflage und freuen sich wachsender Beliebtheit. Da auch die Museumsshops des Parks und auch die mittelalterlichen Handwerksbetriebe von Adventon zunehmend ihre Keramik, ihre Schmiedeartikel und Repliken im Versand verkaufen, werden täglich mehr Kartons, Polsterfolien, Klebebänder und Versandbeutel benötigt.

Originaltextservice by miwo, Atelier Wolf

Weitere Informationen unter www.karfunkel.de

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