Mehrwegtaschen im Einzelhandel

6 min lesen25 Oktober 2016
Tüten alias Sackerl gehören zu den ältesten Behältnissen überhaupt: Bereits in der Steinzeit wurden sie aus trichterförmig gefalteten Blättern, Tierhörnen oder Tierblasen gefertigt und Körner, Nüsse, Samen oder breiförmige Mahlzeiten darin aufbewahrt und transportiert. Seit etwa 1400 wird in Deutschland Papier hergestellt, in der Folge fanden auch Tüten aus Papier erste Verwendung. Mit der Industrialisierung begann schließlich ihr weltweiter Siegeszug. Die ersten fabrikgefertigten Papiertüten wurden 1853 hergestellt.

Die Plastiktüte: Aufstieg und Fall

Die Plastiktüte boomte in der Konsumgesellschaft der fünfziger und sechziger Jahre. Zugleich tüftelte die Wissenschaft an neuen, leicht zu verarbeitenden Werkstoffen, die handlich und reißfest waren. Anfang der fünfziger Jahre kamen die ersten Plastikbeutel aus vollsynthetischem Kunststoff auf den Markt – meist aus Polyethylen (PE) gefertigt. 1965 begann das Massenzeitalter der Plastiktüte, die schon bald ihrer Schwester aus Papier den Rang ablief und höhere Marktanteile erreichte. Ihre Vorteile: Sie wiegt wenig, hält aber zugleich großen Belastungen stand. Zudem ist sie wasserdicht und lässt sich mehrfach nutzen.

Ein Vorteil, der leider allzu schnell in Vergessenheit geriet: Allzu oft wurde die Plastiktüte nur ein einziges Mal benutzt und anschließend entsorgt, ebenfalls viel zu oft nicht sachgemäß – was zur dauerhaften Vermüllung der Weltmeere beitrug.

65 Tüten im Jahr – je Verbraucher

Auch wenn die Plastiktüte nach und nach aus unserem Alltag verschwindet und begrüßenswerterweise durch wiederverwendbare Tragetaschen ersetzt werden: Es gehen durchschnittlich 65 Tüten pro Jahr durch unsere Hände. Dabei fungieren sie nicht nur als praktische Tragehilfe, sondern auch als Werbeträger. Denn eine stabile Tragetasche wird wieder (und wieder und wieder und wieder…) verwendet. Jede Tüte kommt in ihrem „Leben“ so auf knapp 300 Sichtkontakte – eine beachtliche Zahl für einen Gegenstand, der zunächst nur das Einkaufen erleichtern sollte.

Papier, Plastik oder Jute?

Welche Variante ist nun die ökologisch sinnvollere Tragetasche? Bei genauerer Betrachtung wird klar, dass es nicht das Material ist, das den Unterschied macht. Sondern das Verhalten der Verwender: Denn wird eine Tasche mehrfach wiederverwendet, verbessert sich mit jeder Verwendung deren Ökobilanz. Und gleichzeitig erhöht sich die Zahl der Sichtkontakte!

Tragetaschen als ideale Werbeträger

Aufgrund ihrer Vielfalt an Designmöglichkeiten und den geringen Herstellungskosten eignen sich Tragetaschen als ideale Werbeträger. Dieses Potenzial erkannten auch Unternehmen ziemlich schnell – und das Prinzip des „laufenden“ Plakats war geboren: So verteilte das Kaufhaus Horten 1961 erstmals Kunststofftüten in Großauflage. Andere, auch kleinere Geschäfte zogen nach. Noch vor relativ kurzer Zeit war der praktische Helfer aus unserem Alltag nicht wegzudenken und ist so Teil unserer Konsum- und Kulturgeschichte geworden. Gerade die großen Kaufhäuser und Handelsketten reagierten jedoch auf den öffentlichen Druck und nahmen die Plastiktüten aus dem Angebot. Der nächste Schritt in der Geschichte der Plastiktüte könnte also der vom Alltags- zum Sammelobjekt sein 😉

Während die Tragetasche aus beispielsweise LDPE also  aus den Einkaufspassagen, Shopping Malls und Supermärkten verschwindet feiern die Papiertragetaschen und andere Alternativen wie die Baumwolltragetasche aber auch die Lackpapiertragetasche für hochwertige Produkte einen regelrechten Siegeszug. Sie alle haben, so unterschiedlich sie sind, etwas gemeinsam: Sie lassen sich bedrucken und personalisieren – und werden so zum Werbeträger. Bei RAJA können Sie sich Tragetaschen bedrucken lassen.

Und so ist eine aufwändig und originell gestaltete Tragetasche gleich im mehrfachen Sinne ein Gewinn: 

  • Sie dient als Werbung für Ihr Unternehmen und Ihre Marke
  • Sie transportiert den Gedanken der Nachhaltigkeit – was ebenfalls auf Ihr Markenimage einzahlen wird
  • Sie ist robust und haltbar – was die Zahl der Nutzungen und damit die Zahl der Sichtkontakte erhöhen wird

EU-Richtlinie zur Reduktion von Plastiktüten

Im Jahr 2010 gelangten laut einer Studie amerikanischer Wissenschaftler weltweit 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Meere. Dies entspricht etwa 15 Plastiktüten auf jedem Meter Küste weltweit! Dabei sind die Top 20 der Verursacher sind für 82 Prozent der unsachgemäßen behandelten Plastikabfälle weltweit verantwortlich. Auf Rang 18: die Küstenabschnitte der Europäischen Union. Nach Angaben der Europäischen Kommission werden in der EU derzeit 100 Milliarden Plastiktüten genutzt. Davon werden laut EU 8 Milliarden Tüten nicht sachgemäß entsorgt und landen damit in Flüssen, Seen und Meeren. Plastik ist sehr Langlebig – Experten gehen von bis zu 450 Jahren aus – daher bilden sich auf den Meeren riesige Müllteppiche die in die Nahrungskette von Vögeln und Meeressäugern und damit letzten Endes auch im menschlichen Körper landen können. Der sogenannte Great Pacific Garbage Patch beispielsweise ist drei bis viermal so groß wie Deutschland. EU-weit liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Plastiktüten bei etwa 198 Stück pro Jahr. Aus diesem Grund hat die EU  am 29. April 2016 mit der EU-Richtlinie 2015/720 beschlossen den Plastiktütenverbrauch in Europa zu reduzieren: Bis Ende 2019 soll jeder EU-Bürger maximal noch 90 Tüten und bis Ende 2025 pro Jahr im Schnitt nur noch 40 Beutel verbrauchen – im Jahr 2010 waren es noch 176. Konkret handelt es sich dabei um leichte Kunststofftragetaschen mit einer Stärke von unter 50 µ, da sie laut EU-Richtlinie den größten Anteil ausmachen. Nicht betroffen sind sehr leichte Kunststofftragetaschen unter 15 µ  die auch weiterhin aus hygienischen Gründen für Obst und Gemüse verwendet werden dürfen sowie robuste Plastiktüten die Mehrfach verwendet werden können. Die Mitgliedsstaaten dürfen ab sofort diese Tüten besteuern oder verbieten. Wie genau Die Gratis-Plastiktüte an der Kasse gehört damit der Vergangenheit an.

Konkrete Maßnahmen in Österreich

In Österreich fallen jedes Jahr Kunststofftragetaschen von 5000-6000t an. Rechnet man das herunter ergibt es etwa 0,8 kg pro Einwohner. Das ist im europäischen Vergleich ein guter Wert, der aber noch verbessert werden soll. Seit 1. Januar 2020 greift das Verbot von Kunststofftragetaschen. Das heißt es dürfen keine neuen Kunststofftragetaschen mehr in Umlauf gebracht werden. Geschäfte, die bereits Tüten auf Lager haben, dürfen diese aber dank einer Übergangsfrist noch bis Ende 2020 aufbrauchen. Weiterhin erlaubt sind die ultradünnen Plastiktüten, die meist für das Obst und Gemüse verwendet wird. Allerdings müssen sie aus überwiegend nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden und grundsätzlich für eine Eigenkomposition geeignet sein. Nicht betroffen sind Taschen, die weder einen Griff oder ein Griffloch haben oder aus natürlichen Polymeren bestehen, die nicht chemisch modifiziert worden sind.

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