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Normen: DIN, EN, ISO und Co

4 min lesen 22 März 2018
Die Klischees sind weithin bekannt: Die Franzosen sind chaotisch aber gleichermaßen romantisch, die Briten sind trinkfest (oder doch zumindest trinklustig) und haben zweifelhafte Essgewohnheiten, und wir Deutschen stehen auch nachts auf weiter Flur an roten Ampeln und lieben die Norm.
So ist es bestimmt kein Zufall, dass die für die Wirtschaft unverzichtbare Normung einer Vielzahl von Produkten und Vorgängen ausgerechnet in Deutschland seinen Ursprung fand – mit der Gründung des Normenausschusses der Deutschen Industrie im Dezember 1917 – dicht gefolgt von der Gründung des Ö.N.I.G., des „Österreichischen Normenausschusses für Industrie und Gewerbe“ in 1920.

Wirtschaftlicher Nutzen von DIN Normen

Die Festlegung von Normen und somit die Einigung auf allgemeingültige Abläufe, Maße, Standards und Eigenschaften ist für die Weltwirtschaft unabdingbar. Handel und Produktion weltweit ist nur dann möglich, wenn eindeutige und über Landesgrenzen hinaus gültige Regeln gelten.

Der gesamtwirtschaftliche Nutzen dieser Normen wird laut einer Studie des Deutschen Instituts für Normierung (DIN) allein für Deutschland auf 17 Milliarden Euro im Jahr geschätzt. Dabei profitieren Unternehmen nicht nur durch die „passive“ Anwendung der Normen, sie können auch aktiv an der Entstehung neuer Normen mitwirken. Bei der Entwicklung neuer Technologien beispielsweise, aber auch in Bereichen wie Arbeitsschutz oder Umweltschutz lässt sich durch den eigenen Input am Normierungsprozess im Austausch mit Expertengruppen ein Wissensvorsprung erarbeiten, der das eigene Unternehmen entscheidend voranbringen kann.

Relevant für unsere Kunden sind die DIN Normen natürlich im Bereich der Versandkartons zum Beispiel bei Kartongrößen und -Formaten, aber auch in Bereichen der PSA (persönlichen Schutzausstattung) wie Schutzhandschuhen, Lebensmittelverpackungen oder beim Thema Regalsicherheit.

Wie entstehen DIN Normen?

Aber wie entsteht eigentlich so eine Norm? DIN steht für Deutsches Institut für Normen (früher: Deutsche Industrie Norm) und ist ein privatwirtschaftlich organisierter, gemeinnütziger Verein. Organisiert sind mehr als 32.000 Experten aus Wirtschaft, Forschung, Verbraucher sowie Bund, Länder und Gemeinden.

Alles beginnt mit einem (man staune: formlosen!) Antrag auf der Internetseite des DIN, einreichungsberechtig ist jedermann!  Jeder dieser Anträge wird dann externen Experten zur Prüfung vorgelegt: Besteht Interesse, diese Norm zu erarbeiten? Welche Kosten sind zu erwarten und besteht die Bereitschaft, dieses Projekt zu finanzieren?

Dann beginnt die Projektarbeit – immer betreut vom DIN: Expertenrunden werden organisiert, Zeitpläne erstellt. Nun wird auch entschieden, ob die Norm landesweit, europaweit (Europäische Norm: EN) oder gar weltweit (ISO) veröffentlicht wird.

So bestimmen SIE die Norm

Hat das Experten-Gremium sich auf einen Norm-Entwurf geeinigt, wird dieser veröffentlicht und kann üblicherweise sechs Wochen lang von der Öffentlichkeit kommentiert werden. Jeder eingegangene Standpunkt wird wiederum vom Expertengremium diskutiert und im Zweifel wird die Norm nachgebessert.

Sie interessieren sich für die Entstehung einer Norm? Hier finden Sie dazu ein anschauliches Video:

Die erste Norm DIN 1 – die DIN wird 100!

Die allererste DIN Norm jedoch hatte zunächst weniger wirtschaftliche, als vielmehr kriegerische Motive. Was war die allererste der inzwischen weit über 30.000 DIN Normen? Während des Ersten Weltkrieges geriet das Militär bei der Versorgung des Deutschen Heeres in Bedrängnis: Das Militär kam mit der Herstellung des MG 08/15, der Waffe mit der jeder Soldat „im Schlaf“ umzugehen lernen musste, nicht schnell genug hinterher. Um die nötigen Ersatzteile schnellstmöglich bereitstellen zu können, wurden eine große Zahl deutscher Firmen mit der Produktion dieser Waffenteile beauftragt. Dabei galt es sicherzustellen, dass in jeder dieser Firmen auch wirklich das passgenaue, völlig identische Teil produziert wurde, das nachher dann auch in der „08/15“ fehlerfrei funktionierte. Zu diesem Zweck gab das Militär den Herstellern genaue Normen vor. Die DIN 1 war geboren – und regelte von 1918 an 84 Jahre lang die exakten Maße eines Kegelstiftes, der unter anderem in der „08/15“ verbaut wurde. Im Jahr 1922 schließlich wurde die vermutlich bekannteste Norm verabschiedet. Sie regelt die exakten Maße von Papier, Kartons, Plakaten etc…

Über 20.000 Normen österreichweit

Die allererste ÖNORM erschien 1921 und regelte die Herstellung von metrischen Gewinden. Im Jahr 1922 schließlich wurde die bis heute vermutlich bekannteste Norm verabschiedet. Sie regelt die exakten Maße von Papier, Kartons, Plakaten etc…

Nach Angaben des Bürgerserviceportales HELP gelten derzeit rund 23.500 ÖNormen, darunter auch die Europäischen Normen (EN). Die Zahl der weltweit geltenden Normen wird etwas vage auf mehrere Hunderttausend geschätzt. Dabei gibt es sogar eine Norm, die den Begriff Norm regelt! Unter der  EN 45020 findet sich folgender Eintrag: „Dokument, das mit Konsens erstellt und von einer anerkannten Institution angenommen wurde und das für die allgemeine und wiederkehrende Anwendung Regeln, Leitlinien oder Merkmale für Tätigkeiten oder deren Ergebnisse festlegt (…).“

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